Dienstag, 14. Mai 2013

The Broken Circle - ein belgisches Märchen in Schwarz von Felix van Groeningen

The Broken Circle - was wusste ich über den Film?
Dass er irgendwie heftig ist. Dass es darum geht wie man mit harten Zeiten im Leben fertig wird. Um Eltern, die ein Kind verlieren. Um ein abgedrehtes und ungewöhnliches Paar. Country Musik. ENDE. Mehr nicht.
Ich weiß nicht mal, ob ich ihn mir angschaut hätte, wäre er nicht heute und in genau dem Kino, in das ich gehen wollte, der einzige brauchbare Film gewesen.
Ganz ehrlich: The Broken Circle ist ein fast unbeschreiblicher Film. Unbeschreiblich dicht, unbeschreiblich ambivalent in seinem filmischen Sprechen von der Schönheit des Lebens einerseits und seiner abgrundtiefen Tragik andererseits. Unbeschreiblich gut gespielt. Unbeschreiblich in seinem Ausdruck über Filmmusik.
Ich weiß gar nicht so recht, was ich darüber schreiben soll. Den Inhalt muss man nicht erzählen - sollte ich auch nicht, will ich doch, dass ihr euch den Film anschaut.
Das Thema - puh. Was ist denn das Thema? In einer Kritik stand, "die unendlich traugige Melodie unglücklicher Liebe" - das ist ein poetischer Satz. Aber für mich handelt der Film nicht von unglücklicher Liebe. Er handelt von großem Glück und von unglaublichem Leid. Ein Leid, dass sich festgebissen hat, als sei es eine Zecke, die nichts Gutes im Schilde führt. The Broken Circle erzählt von Ohnmacht, von Fragen auf die es nur unzureichende Antworten gibt. Auch von Glaube und Unglaube. Er erzählt auch von den Grenzen der Liebe - dass es Dinge gibt, die Liebe fast nicht aushalten kann und die man vielleicht nicht verkraften kann.
Wenn man sich klar macht, dass da ein sechsjähriges Mädchen an Krebs stirbt, weiß man, dieser Film ist kein Zuckerschlecken und mit Maybelle´s Tod ist die Geschichte nicht am Ende. Aber die Musik des Filmes hat die Gabe den Kinobesucher immer wieder aus einer so bedrückenden Ehrlichkeit der Geschichte herauszuholen, dass man zwischen lächelndem Staunen und mitfühlendem Schmerz sich verkraftbar hin und her bewegt. Es macht Musik, dieses schräge Paar, Country - aber auf eine Art, dass man immer denkt: man, ist das gut! Und die musikalischen Sequenzen erzählen auf eigene Art einen Teil der Geschichte. Szenen, die man nicht vegisst - ein Lied am Grab, gesungen, wie ein Schlaflied... oder das Begleiten in den Tod mit Bluegrassmusic.
Der Film arbeitet stilistisch mit vielen Rückblenden - auch sie helfen, ähnlich, wie die Musik - die tiefe Tragik und das "immer noch eins drauf" dieser Lebensgeschichten mit ansehen zu können. Sprachlos saß ich am Ende im Kino. Mit vielen Fragen. Und einem Gedanken, der mir so schnell nicht aus dem Kopf weichen wollte: wer dem Leben nicht verzeihen kann, kann daran zu Grunde gehen.
Der Film ist Appell, ist Anfrage, ist Anregung zum Hinterfragen der eigenen Antworten, Sicherheiten und Tragfähigkeiten. Er ist auf jeden Fall ein großes, ein ganz großes Stück Filmkunst.
Danke an Felix van Groeningen für diesen unglaublichen Film.
Oscarverdächtig für den besten ausländischen Film....

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