Donnerstag, 9. Mai 2013

Everything I do, I do it for you! - Wie bitte? Und doch: ein Leben ohne Liebe ist doch Scheiße ;-)

Eben wurde ich in der Badewanne aus dem Radio mit dem Song "everything I do, I do it for you" begrüßt - Neunzigerjahre - Tag bei meinem Lieblingssender.
Ich hab ihn selber früher hoch und runter gehört, den guten Bryan Adams - aber: es ist völliger Humbug, was er da singt.
Provakante Aussage? Ja, kann sein. Aber nicht ganz unbegründet.
Mal ganz ehrlich: wir brauchen dieses naive Hingeben wollen in der Liebe, in Beziehungen. Aber ALLES? STERBEN? Man hat manchmal das Gefühl, sterben zu müssen, bei der Vorstellung der geliebte Mensch würde aus unserem Leben verschwinden. Aber seid getröstet ihr Liebenden der Welt: meist stirbt man nicht. Höchstens nach 75 Ehejahren. Das macht dann vielleicht auch Sinn.
Wer erlebt hat, dass es eben auch schief gehen kann (und das sind ja wohl die meisten unter uns) die haben vielleicht eine ähnliche Erfahrung gemacht wie ich und vielleicht ja auch ähnliche Schlüsse daraus gezogen.
Bei einer Trauung habe ich einmal den katholischen Priester sagen hören: Ihr seid jetzt ein WIR - ihr seid EINS. Uhhh : / Das WIR, ja dem stimme ich aus ganzen Herzen zu. Das Gefühl von WIR schafft Nähe, zeigt zwei Menschen, wo ihre Gemeinsamkeiten, ihre Genüsse, ihre teilbaren Dinge sind. In welchen Momenten sie einander wichtig sind. Wann sie einander gut tun.
Aber EINS. Nein. Sorry, das passt für mich nicht mehr in mein Bild gelungener Beziehung. Eins werden, verschmelzen, das heißt: es gibt kein ICH mehr. Keine Individualität, kein Anders sein. Keine eigenen Bedürfnisse, keine Eigenarten, keine eigenen Macken, keine eigenen Stärken.
Wer soll mich denn bestätigen oder inspirieren? Wer soll denn auch mal sagen können "du, das war doof". Wem soll ich denn erzählen, was ICH erlebe: im Beruf, mit meinen Freunden, bei der Ausübung meines Hobby.
EINS hat nur ein Hobby, erlebt gleich, hat keine Möglichkeit zum Austausch, denn da bleibt nichts Eigenständiges.
Die vielen Ideale in Bezug auf Beziehungen, die mir in jungen Jahren sehr nah waren passen heute für mich nicht mehr. Mein Traum? MEIN Leben teilen mit einem Menschen, der SEIN Leben ebenfalls teilt. Teilhaben an dem, was den anderen ausmacht, ihn beschäftigt, ihm Freude macht. Ohne das Eigene aufzugeben. Und ohne im Eigenen zu versinken.
Es gibt viele Theorien, wie der Mensch an deiner Seite beschaffen sein sollte, damit ES funktioniert. Ich glaube keine ist richtig und keine richtig falsch. Es trifft von allem etwas.
Mir wird sowohl mulmig, wenn ich Paare sehe, die so unglaublich einer Meinung, gemeinsam begeistert und von exakt des selben Dingen beseelt sind. Die im Restaurant die gleichen Dinge bestellen, und am besten noch im gleichen Stil ihre Klamotten auswählen... :o
Als auch, wenn zwei Menschen von WIR sprechen, aber sich nichts zu sagen haben, gemeinsam funktionieren, Aufgaben mit Bravour lösen, aber nicht in der Lage sind, mit Freude gemeinsam einen Film anzuschauen, über ein Land, andere Menschen, Politik, Sport oder die Arbeit zu reden. Wenn reines Funktionieren den Platz von Freude und Zuneigung eingenommen hat.
Aber den Idealzustand, liebe Freunde: den gibt es nicht. Und weil es den nicht gibt und das so jämmerlich jenseits aller uns eingeimpften Ideale und Traumvorstellungen von Ehe, Beziehung, Traummännern und -Frauen ist kann es passieren, dass man nach genug enttäuschten eigenen Erwartungen, Träumen und Wünschen dicht macht. Die Tür zuschlägt.
Freunde der Nacht, der inneren Rückzugsräume und heimlichen Hoffnung: macht die Tür auf und seht Mister oder Miss Unperfect! That´s it. Ich bin nicht perfekt. Mein Gegenüber auch nicht. Wie erleichternd.
Dann darf ich ja ruhig auch anderer Meinung sein, mich mal aufregen, sogar die Augen rollen. Und mich wieder wohlig und voller Genuss und echter Zuneigung meines Herzens in Arme die vertraut sind fallen lassen. Dann komme ich nach Hause nach einem schönen Abend mit Freunden oder Arbeitskollegen oder beim Sport und kann beschwingt erzählen und werde nicht mit einem Blick beäugt, der Bände spricht - weil ich doch ernsthaft etwas anderes wichtig fand. Und ich? Bin bemüht diesen Blick auch zu lassen. Anteil zu nehmen. Dem anderen seinen Raum zu lassen. Damit man immer wieder gemeinsame Räume betreten kann...
Nein, "everything I do, I do it for you" - sorry, das gibt es bei mir nicht. Alles was geht. Ja. Aber klar haben, dass jeder Mensch seine Grenzen hat. Das Liebe diese Grenzen weit macht, sie aber nicht aufheben kann.
Liebe ist etwas so wunderbares - warum ihr soviel aufbürden? Sie ist doch an sich schon der absolute Hammer.
Auf einer Postkarte in meinem Zimmer steht: Ein Leben ohne Liebe? Ist doch Scheiße!
GENAU :)
Und das mit everything und I die for you - das überlasse ich gerne demjenigen, dem ich dieses wunderbare Geschenk an uns Menschen zuschreibe: dem lieben Gott. Nur er ist jenseits unserer menschlichen Möglichkeiten und Grenzen. Und schleicht sich in seiner Grenzenlosigkeit in jede menschliche Beziehung!

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