Sonntag, 10. Februar 2013

my love is getting deeper - über Quentin Tarantino und Django Unchained

Wer diesen Blog liest, weiß über wen ich da schreibe. Der gute Quentin. Regisseur von Pulp Fiction, Reservoir Dogs, Kill Bill oder für Späteinsteiger (wie mich) Inglourious Bastards und natürlich ganz aktuell: Django Unchained. 
Ich gebe zu, bevor Inglourious Bastards in die deutschen Kinos kam wußte ich zwar, wer Tarantino ist - ein verrückter Regisseur von kranken Ballerfilmen jenseits meiner (damaligen) "guter-Geschmack-Note" - ABER, das Leben lehrt ja in den verschiedensten Zusammenhängen, dass es manchmal gut ist, seine Entscheidungen der Vergangenheit zu überdenken und neue für die Zukunft zu fällen! Ich LIEBE Quentin Tarantino. Für seine Verrücktheit, für seine Genialität, für seine abgefahrenen Inszenierungen von menschlichen Antriebsfedern und seiner Gabe Gewalt zwischen Absurdität und Realismus darzustellen.... Wenn ich ehrlich bin, möchte ich ja fast nicht in diesem Kopf schauen. Da muss es ständig brodeln und arbeiten. Er ist keiner dem ein Drehbuch in die Finger fällt und der dann denkt: nett, das könnte was werden. Er hat eine Idee - so manche war vielleicht in die Kategorie "du bist ja verrückt" einzuordnen, könnte ich mir vorstellen. Aber seine Ideen arbeiten so lange bis wir, die interessierten und genreoffenen Filmeliebhaber endlich wieder im bequemen Sessel vor der Großleinwand sitzen. Er erarbeiten die Story und den ganzen Rattenschwanz bis zum Film selber. Er denkt, er visioniert und schreibt und sucht - vom einzelnen Musikstück bis zum passenden Mann / Frau für die kleinste Nebenrolle. Bei Tarantino muss es stimmen. Er inszeniert und "komponiert" seine Werke bis sie Kunst sind. - Für mich sind sie genau das: Filmkunst. Absolut. Ich kann lachen wenn das Blut spritzt, ich ämüsiere mich über das Vorführen des menschlichen Charakters mit seinen Abgründen, ich genieße jeden passenden Song der begleitenden Filmmusik und die Abwechslung seiner Filme. Ja, ok, eines haben sie alle gemeinsam: Blut - so unglaublich viel Theaterblut, dass es - ja was denn? Zum eigenen Stilmittel wird? Ja. In Django Unchained ist Tarantino noch etwas anderes aufs Beste gelungen, was mir vorher in dieser Ausprägung noch nicht bei ihm aufgefallen ist. Bei diesem heiklen Thema für die amerikanische Nation (man lese sich nur mal ein bisschen durch die Berichterstattung.... sehr spannend, wer da alles auf die Barrikaden gegen Django geht), bleibt Tarantino bei seiner grundsätzlichen filmischen Sprache. Aber während Ironie und Sarkasmus viele Szenen begleiten, wechselt der Film seinen Ton immer da ,wo es nötig und angemessen ist und Tarantino führt  des Zuschauer in diesen Momenten in die eigentliche Tiefe des Filmes. Eine der beeindruckendsten Szenen ist für mich die, in der King Schultz sich an den kurz zuvor beobachteten Tod eines Sklaven erinnert. Übrigens: zur Beethovens "Für Elise", das erst 9 Jahre (1867) nach der im Film angegebenen Handlungszeit (1858) veröffentlicht wurde.
Eine der bestes Szenen in Sachen Selbstironie eines Amerikaners mit Geschichtsbildung ist die "Kaputzenmännerszene".
Man muss es einfach sehen...
Dem Film wird in Kritiken und Filmberichten nachgesagt, er sei lang - ja, ist er, aber das stört nicht. Man schreibt, Tarantino wage sich da an ein großes Thema - ja, er bettet sein Grundthema in eine historische Geschichte, die auch schon gründlich vermasselt wurde in Film und Literatur. Aber ER macht es gut. Man hat Herrn Tarantino sogar vorgeworfen, er sei zu brutal und stelle die Zeit der Sklaverei als Zeit des Gemetzels dar. Nun, er sagt dazu nur, die Realität hätte sich ihm bei seiner Recherche als mehrfach schlimmer erschlossen.
In einem Zeitungsartikel wird Tarantino mit Wagner verglichen - na ja, Genie und Wahnsinn halt ;-)
Aber vielleicht hat man ihn auch nur in die Nähe von Wagner gestellt, weil er im Rahmen des Plots auch Wagner "sprechen" lässt.
Ach ja - man sagt ihm auch nach, irgendwann könne das Genie nur noch abfallen. Da er sich aber selbst vorgenommen hat, irgendwann mit dem Filmemachen aufzuhören - hoffen wir mal einfach, dass es noch viele so gute Arbeiten gibt, wie wir sie schon von diesem mutigen verrückten Filmemacher kennen!

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