Freitag, 22. Februar 2013

Nach Papst und Pille - Einheit der Kirche??? Persönliche Gedanken einer echten Kirchenliebhaberin. Sorry, geht nicht kurz ;-)

Gestern habe ich folgenden Post bei Facebook gelesen:
"Wenn Darth Ratze zurücktritt, wer bekommt dann den Todesstern?" Like-Button gedrückt und erst mal losgelacht! DANKE :)
Aber...
ja, wenn es dieses ABER nicht gäbe. Das passt ja gerade top in meine Gedanken rund um ein Thema, dass mir ja nicht nur als Privatperson am Herzen liegt. Verdiene ich doch tatsächlich meine Brötchen bei Kirchens.
Ja, wer bekommt ihn denn, den Todesstern? All die Schreier und Ketzer, die Besserwisser und "rückwärtigen Vordenker"? Die Altvorderen der rechten Ecke oder die Neuliberalen am linken Rand? Die selbsternannten Yoda´s dieser Welt mit ihren unglaublichen Weisheiten???
Wenn ich aber den Meister mal zitieren würde, da gäbe es ein paar Jedi-Weisheiten, die ich durchaus unterschreibe:
Schwer zu sehen, in ständiger Bewegung die Zukunft ist :) Oder Vergessen musst du, was früher du gelernt. 
Das zweite Zitat klingt ja schon fast nach Fastenzeit... bedenken, was ich früher "gelernt" habe, innehalten und VIELLEICHT revidieren? Umkehren? Neue Wege suchen und gehen? Das ist doch in jeder Fastenzeit neben dem Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten und Fernsehen (ach halt, heute auch noch sehr beliebt: Spielkonsolen und das Internet) DER Inhalt christlichen Denkens.
Umkehr der Kirche? Geht das auch? Ja, gerade scheint es so, als gäbe es (nach wissenschaftlichen Studien, nach einem In-sich-gehen in Bezug auf DIE FRAU an sich) die umkehrende Kirche auch.
Was mich aber seit Wochen umtreibt, was mich beschäftigt, wirklich "im Herzen" beschäftig:
Gibt es sie wirklich, die Einheit der Kirche? Ich kann sie nicht finden. Ich kann sie nicht erleben. Nicht oft. Manchmal da fühle ich mich in meiner Kirche "eins" mit anderen, mit Gleichgesinnten. Aber genau da liegt das Problem. Mit wem "darf" ich denn Gleichgesinnt sein, oder WIE darf ich gleichgesinnt sein? Wenn mir früher Menschen gesagt haben: "Aber wir müssen auf die Weltkirche schauen, da passen viele Dinge nicht, die wir hier in Deutschland oder der deutschsprachigen Kirche als angemessen erachten", war mir immer schon flau im Magen.
Das ist doch völlig klar, dass das, was Menschen diesseits und jenseits des Äquators umtreibt, völlig unterschiedliche Dinge sind. Sein müssen! Ich will nicht, dass ich diktiere, wie Menschen in Afrika oder in Asien oder in Lateinamerika ihren Glauben zu deuten haben. Und genauso soll auch für mich niemand wissen, was das Richtige ist. Jede Mutter muss irgendwann ihr Kind in die Selbständigkeit entlassen, jeder Vater sieht zu, wie sein Kind Fehler macht. Aber so ist das nun mal. Wenn man sich in Respekt und mit dem Vertrauen darauf, dass jeder seinem Gewissen folgt, begegnet, muss man auch andere Wege, andere Meinungen und andere Urteile anerkennen.
Es gibt eine Denkrichtung in der Theologie (für Interessierte: der Gedanke einer "neuen Mystagogie", siehe auch Karl Rahner ;-) ), die mich seit meinem Studium begleitet. Und da brauche ich nur einen Satz: Gott war immer schon vor uns da! Wenn wir das wirklich glauben - und ich schätze mal, das bestreiten nicht viele Leute innerhalb der Glaubenswelt - warum um Himmels Willen machen wir uns dann immer solche Sorgen? Warum darf dann in der Kirche nicht die Rede von der "Einheit in Vielfalt" wirklich Wirklichkeit werden???
Warum können wir dann nicht Wirklichkeit werden lassen, was schon in Konzilstexten steht: dass der Mensch ein Wesen IN der Gesellschaft ist, die sich verändert, die sich entwickelt und mit ihr der Mensch und die Ordnung / Regeln / Gesetze... etc. in der er lebt? Ja, ich habe tatsächlich heute morgen die Texte des Konzils zur Hand genommen. Wenn ich dort lese, dass die Ordnung der Dinge dem Menschen dienstbar sein soll und nicht umgekehrt (mit Hinweis auf Jesu Rede vom Sabbat der für die Menschen da ist  und nicht die Menschen für den Sabbat), dann werden meine Fragen nur noch tiefer. Man hat irgendwie gemerkt, das Globalisierung nicht die letzte Weisheit ist und nicht unbedingt immer zum Wohle aller Menschen ist. Ja - die Einheit der Kirche, so wie ich sie oft angestrebt und gewünscht sehe, ist für mich Globalisierung der anderen Art. Globalisierung im eigenen Gesellschaftssystem Kirche - leider zu oft losgelöst von der Wirklichkeit der realexistierenden Welt um dieses System Kirche herum. Das ist, jenseits meiner Ortsgemeinde (die ja schon oft genug mit der Einheit in Vielfalt kämpft), MEINE erlebte Kirchenwirklichkeit: "möge der Mensch für den Sabbat da sein und wir wissen wie dieser Sabbat richtig gestaltet und gelebt ist".
Lasst endlich den Sabbat für den Menschen da sein. Für den Menschen der von Gott schon getragen ist, bevor Kirche war und jenseits jedes Bestehens diesen Gerüstes von Menschenhand. Für den Menschen der von Gott geliebt ist wie von der Mutter, die ihr Kind in Selbständigkeit entlässt und der dabei manchmal das Herz schwer ist und manchmal vor Stolz anschwillt. Geliebt wie von dem Vater, der schmerzvoll sieht, wie sein Kind fehlt, aber ihm an der Seite bleibt, liebt, nicht verstößt, redet, nicht herabwürdigt, Grenzen akzeptiert, so, wie die Meinung, die sich in der neuen Generation vielleicht von seiner eigenen unterscheidet. Wenn ein Gedanke für mich zur Kirche passt ist es wirklich der, der Familie: MEINE Familie ist wie ein bunter Hund. Unterschiedlich schlaue Menschen, unterschiedlich reflektierte Menschen. Menschen unterschiedlicher Herkunft. Menschen mit denen ich mich auf einer Linie weiß und Menschen, bei denen ich um meine Grenzen und die Unterschiede weiß. Menschen, die Geschichten miteinander haben. Liebensgeschichten und Leidensgeschichten. Aber der Gedanke von Familie bleibt - auch wenn er dem Wandel der Zeiten unterworfen ist und mit den Veränderungen klar kommen muss. Aber in einer Familie die das WILL geht genau das. Dann wandelt man sich.
Wenn Kirche meine Familie ist und es vor allem bleiben soll, muss sie die Ecclesia Reformanda bleiben, muss sie die Vielfalt zulassen - WIRKLICH zulassen und nicht eine Einheit propagieren, die einengt und ausschließt, die verteufelt und brandmarkt. Die klassifiziert und "richtige und falsche Seiten" sowie den wahren und den eben nicht wahren Christen hervorbringt.
Wie froh bin ich um die Einheit in Vielfalt in Nippes und Bilderstöckchen - auch wenn wir ringen und kämpfen, nicht müde werden zu diskutieren. Hier erlebe ich dann doch das Bemühen um gegenseitigen Respekt und im getragen sein von der Liebe Gottes zu ALLEN seinen Kindern, das Wagnis, Glaube Heute miteinander anzugehen.

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