Samstag, 20. Oktober 2012

LIEBE, ein Film von Michael Hanecke - mein persönlicher "Verfolger" ;-)

Es ist schon ne Weile her, dass ich im Kino Hanekes neuesten Film angeschaut habe. "Liebe" - schon wieder ein französischer Film? Ja. Und ein ganz beeindruckender "Franzose". Schon wieder ein Drama? Ja. Und eines was nicht nur schockt, sondern soviel im eigenen Denken in Bewegung setzt.
Anne und Georges - zwei alte Leute. Immer noch mit diesem, vom Leben begeisterten Lächeln in den Augen. Ein Paar, so gezeichnet dass man denkt: wow, das will man auch gerne mal haben: miteinander lachen können, schöne Dinge erleben, mobil sein und das Leben mit einem anderen Menschen genießen für den man Liebe und Respekt empfinden - über die Zeit hinaus...

Ein Kammerspiel - stehen doch die Hauptdarsteller fast alleine vor der Kamera. Da ist nur noch die Tochter - mit ihrem Leben beschäftigt, aber ab und an mal kurz da. Ein ehemaliger Klavierschüler der passionierten Musiker und eine Pflegerin. Mehr nicht. Der Film hat viel Zeit für stille Szenen und Nahaufnahmen. Für klassische Musik, die im Leben von Anne und Georges immer eine Rolle gespielt hat, sich aber aus der Handlung verabschiedet und nur punktuell wiederkehrt - so wie die fröhliche Ruhe dieses Lebens sich verabschiedet und einer unausweichlichen, aber in dieser Realität harten, Wandlung weicht.
Anne erleidet einen Schlaganfall und der Kinobesucher erlebt den stufenweisen "Verfall" der Frau. Sagt man nicht so??? Es zerfällt mit der Gesundheit Annes nicht nur ihr körperlicher Zustand, sondern auch die Lebendigkeit des Paares, der Alltag der beiden 80ger, die Mobilität Georges....
es droht auch die Liebe der beiden zu zerfallen. Wirklich? "Liebe" ist ein Film über das Alter und über Krankheit und auch über Tod. Aber er ist vor allem ein Film über die Liebe. Nicht die Liebe, wie sie uns (oft auf sehr schöne Weise) in den bunt-schillernden Streifen mit hübschen jungen Menschen gezeigt wird. Nicht die Liebe des ersten Moments, der Faszination, der Leidenschaft, des Verliebtseins. Auch nicht die Liebe der Mitfünfziger, oder Sechziger, die langsam aber sicher Einzug gehalten hat ins Kino mit Filmen wie "Was das Herz begehrt", "Late Bloomers" oder "Wie beim ersten Mal". Es geht um diesen letzten Moment, die letzte gemeinsame Lebensphase. Ich kann ihn mir nicht vorstellen, aber ich glaube, es ist einer der Momente im Leben der zeigt, was Liebe wirklich vermag. Wenn man sich ganz überlassen muss - und "Liebe" zeigt sehr klar und ohne schön zu malen, wie sehr sich Anne ihrem Georges und ihrem Schicksal überlassen muss, als ihr erst das Laufen, irgendwann das Sprechen und dann jede Fähigkeit sich selbst zu versorgen verloren gehen. Oder der Moment, in dem sich der geliebte Mensch, den man als interessiert, liebevoll, aufmerksam, schön, warmherzig... kennt, durch die Umstände so völlig verändert und man weiß: es gibt kein zurück mehr. Georges ganz eigenes Leiden an dieser Situation wird schonungslos gezeigt. "Liebe" handelt von Kraft, von Selbstverständlichkeit und auch von Unvermögen, von Schwäche, von Verlust. Aber immer spürt man das, was nicht verloren geht.
Liebe ist ein Film mit sehr harten Szenen. Liebe ist ein Film der den Zuschauer zum Weinen bringen kann. Liebe ist auch ein Film, der mich immer wieder lächeln lies. Weil immer wieder Momente auftauchten, die die unwiederrufliche Nähe dieser beiden alten Menschen, die sich ein Leben lang liebten, durchscheinen ließ. Und das Liebe viel mit Würde zu tun hat.
Absolute Empfehlung!!!
Regie: Michael Haneke (das weiße Band)
Darsteller: Jean-Luis Trintignant und Emmanuelle Riva
Link zum Trailer: http://www.filmstarts.de/kritiken/188067/trailer/19373293.html

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