Montag, 16. Juli 2012

Faulsein ist wunderschön... oder vom Pause-Modus, dem Erholen-Modus und Ananas-Orange-Saft

Ich liebe es, in einem Café zu sitzen, einen Kaffee Latte mit Sojamilch zu trinken und Leute zu beobachten, zu lesen, ein Schwätzchen zu halten... Da ich meinen Latte nur mit Sojamilch trinken kann und es die nicht in so vielen Cafés gibt, habe ich "meine" Läden und dort meist einen Lieblingsplatz. So wie diesen hier, im Bistro Sonne. Ja, und da sieht man mich dann oft sitzen und ich kann mir vorstellen, was in den Köpfen der Leute, die mich kennen so manches mal vorgehen mag (oder wahlweise in den Köpfen derer, die bei Facebook meine Zufriedenheit lesen oder meine Lieblingsplatz- oder Kaffeefotos sehen können). Ach, da sitzt sie schon wieder. Die hat ja mal viel Zeit zum Kaffee trinken. Hat die nichts zu tun? Doch! Immer. Und ab und zu ist meine Beschäftigung eben Kaffee trinken oder gerade den frisch gepressten Tagessaft Ananas-Orange (den ich mir zu Hause nie machen würde: zu viel Arbeit).
Als ich angefangen habe, meine ganz persönliche Kaffeezeit zu kultivieren, war das manchmal ganz schön hart! Ich hatte ähnliche Dinge in Kopf und Herz, wie Julia Karnick, Autorin des Artikels "Ein Lob der Faulheit", den ich gestern gelesen habe (nachdem ich bis halb zwölf geschlafen, noch zwei Stunden lesend im Bett gesessen und um halb drei gefrühstückt habe). Viele von uns sind mit diesen typischen Sätzen aufgewachsen: Ohne Fleiß kein Preis. Und Nichts tun ist nun mal das Gegenteil von fleißig sein. Und wer nicht fleißig ist, ist faul. Und faul sein ist etwas Negatives. Wie eine faule Frucht. Da wird man schnell zum "faulen Sack", der nichts leistet, schmarotzt, sich irgendwie durch´s Leben pfuscht. Es gibt sie ja, diese Menschen, keine Frage. ABER: Ich glaube, das viele Menschen, das Gute am Faulsein nicht mehr kennen. Faul sein können wird begleitet von genießen können, etwas lassen können, anderes entdecken können, als wir es in der gewohnten Geschäftigkeit können. Faul sein können heißt auch, auf andere Gedanken kommen, zur Ruhe kommen und die eigenen Tanks zu füllen.
Für mich folgen auf diese genussreichen und faulen Momente oft die produktivsten des Tages! Und die Unregelmäßigkeit meines Jobs ermöglicht es mir, die produktiven Zeiten größtenteils selbst festlegen zu können. Und dann lass ich sie kommen, wenn sie da sind. ich weiß wie es ist, wenn der Drang, immer etwas zu tun, immer etwas zu leisten, sich selbst und anderen immer zu beweisen, WIE produktiv man ist, die Kunst des Müßiggangs in Vergessenheit geraten läßt. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, vielleicht ja ähnlich wie mir: mein Leben war ärmer. Schön, ja, aber voll, getrieben, ständig gehetzt, ständig im Betriebsmodus. Jetzt kenne ich auch den Pause-Modus, den Erholen-Modus und den Feierabend-Modus. Und alles ist getragen von Zufriedenheit und siehe da: von Produktivität und Kreativität! Danke Julia Karnick! Das hat mich mal wieder darin bestärkt, dass ich weiterhin meine ganz persönliche Faulheit lebe :) Und auch ich singe gerne "Faulsein ist wunderschön..." denn: die Arbeit hat noch Zeit.
ps: ich kann auch wieder stundenlang lesen, lange Schlafen, den Wolken beim schweben zu schauen oder dem Gras beim Wachsen ;-) denn ich habe Zeit! Oder ich schaue 6 Folgen Big Bang Theorie hintereinander...

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