Montag, 30. Januar 2012

von der "leichten" Art des Lebens: Ziemlich beste Freunde


Tausend kleine Szenen sind in meinem Kopf und ich bin "voll" mit Erinnerungen. Da wollte ich mir heute den neuen Clooney geben, aber die Chance auf Kinobegleitung führte mich in die Geschichte einer Freundschaft, des Humors, der Lebensfreude, der Selbstüberwindung, der Selbstfindung, der Lust.... Ziemlich beste Freunde.
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Ich habe gelacht wie ich es in der besten Komödie des Jahres nicht hätte mehr tun können. Ich habe am Ende geschwiegen und dem Lied im Abspann gelauscht, als hätte ich das beste Drama des Jahres 110 Min auf der Leinwand verfolgt. Philippe´s Geschichte: querschnittgelähmt vom Hals abwärts, ein heller Geist mit soviel Geld an den Hacken, dass er sich einfach alles leisten kann. Und die Geschichte von Driss, arbeitslos, vorbestraft, schwarz, auf der Straße. Die Geschichte ist, wie David Assman in der ZEIT schreibt "durchschaubar" - ja, aber wenn etwas so einfühlsam, ungeschmickt, humorvoll und tiefgründig durchschaubar ist - bitte! Ja, sie freunden sich an, sie helfen sich gegenseitig ins Leben... Ganz einfach. Und noch dazu eine wahre Geschichte. Es gibt sie wirklich die beiden, den reichen Adligen, der beim Paragliding verunglückt ist und den jungen Schwarze aus dem Senegal, der in einem Pariser Viertel lebt, das wir nicht auf unseren Routen für Stadtrundfahrten haben.
Ja, ich sollte hier erwähnen, dass die beiden Hauptdarstellen frisch, glaubhaft und fantastisch ihre Rollen ausfüllen. Und den Film empfehlen.
Aber ich will gerne preisgeben, dass er mich auf eine sehr persönliche Art "trifft". Ich fand ihn wie einen kleinen, versteckten Spiegel. Die anderen Pfleger, die Philippe anstellt, nachdem Driss in sein altes Leben zurückgeht. Sie sind der Spiegel. Ihr Umgang mit einem Menschen, der völlig hilflos ist, aber geistig so wach, dass er sie eigentlich 10 mal in die Tasche stecken könnte. Die Unbeholfenheit, die Ratlosigkeit, die, in einer Szene still durchscheinende, dann doch vorhandene Überheblichkeit. Die Scham.
Ich hatte Bilder vor Augen von einer jungen Frau, damals dreißig. Gelähmt und in einem Rolli, der mich schon sprachlos machte. Wie sie ihr Leben organisierte und ihrer Arbeit in einer Forschungsabteilung nachging, mit einem sprachgesteuerten Computer (neben Rolli und Auto noch etwas, was ich völlig irre fand). Ihre Freunde in Kneipen traf oder zur kleinen Feier bei sich zu Hause lud. Wie sie Witze machten - gerne auch mal ganz üble über Behinderte ;-) Und dass ich, wenn ich ehrlich bin, nicht länger als sechs Wochen dort arbeiten konnte, weil das Zubettbringen und das Versorgen im Bad meinen Rücken zwar nicht gut tat, aber eigentlich, weil mit das fehlte, was Driss hat. Sein verblüffend normaler Umgang mit Philippe. Er ist wie er ist mit seinem so unglaublich schwarzen Humor. Seiner Dreistigkeit, die Philippe fasziniert hat und ihm eine Tür in ein Lebensgefühl geöffnet hat, die verschlossen war. Das nicht vorhandene Mitleid. Die Normalität. Den Menschen zu sehen und mit ihm umzugehen und nicht an erster Stelle mit seiner Krankheit.
Ein Film über Freundschaft, Hoffnung, Ehrlichkeit. Sehenswert ist eigentlich zu schwach. Ein leichter Film, der Spaß macht, der fröhlich ist und doch ungeschminkt alle Realitäten dieser beiden Männer benennt. Ein Kinovergnügen und ein Muss.
Ach ja: musikalisch ist der Film ein absoluter Leckerbissen ;-)

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