Montag, 3. Oktober 2011

Mal ehrlich - Ehrlichkeit? Ist doch uncool oder?

Ich habe eine Trainingswoche hinter mir. Das Training war teilweise hart. Die Trainingseinheiten sehr unterschiedlich. Die Sparringspartner hätten verschiedener nicht sein können. Ja, es war wirklich ein "durchboxen" - mit ein paar Blessuren, blauen Augen und Prellungen, aber auch viel neuem taktischen Können, guten neuen Ansätzen für das eigene Weiterkommen.
Die Disziplin? Ehrlichkeit.
Kann je nach dem ziemlich auf den Zeiger gehen. Ja, kenn ich. Wenn mir jemand was um die Ohren haut, was ich gar nicht hören will oder kann, kommt das nicht gut. Wenn jemand so scheinbar ehrlich daher kommt und das "UN" von unehrlich ihm oder ihr wie eine Aura vorausscheint, kann ich das auch nicht so wirklich gut haben.
Aber eigentlich ist Ehrlichkeit das größte Geschenk, was man sich unter Menschen machen kann. Eines, dass man nicht so leicht verschenken kann. Glaube ich jedenfalls. Ich kenne viele Leute und von diesen vielen Leuten gibt es ein paar, von denen ich weiß, wie gut mir ihre Ehrlichkeit tut. Und weil ich diese Erfahrung kenne gehe ich immer wieder ins Trainingslager. Ohne zur "Taliban der harten und vernichtenden Worte" über zu wechseln. Ehrlichkeit und dass wird mir immer klarer, hat viel mit dem richtigen Moment und einer gewissen Behutsamkeit zu tun. Und sehr sehr viel mit Vertrauen. Ehrlichkeit setzt ein gewissen Maß an aufrichtigem Nachdenken voraus und die Fähigkeit Dinge beim Namen zu nennen - erst mal im stillen Kämmerlein, für sich. Ehrlichkeit hat was mit aufrichtigen Gefühlen zu tun und der Fähigkeit einschätzen zu können, was angesagt ist.
Ehrlichkeit kostet mich hin und wieder ganz schön viel Überwindung. Aber "mal ehrlich": wenn ich nicht über meinen inneren Schweinehund weg komme, wie soll ich dann meine Begegnungen und Beziehungen anständig und ohne angezogene Handbremse hinbekommen?
Ich hatte viele Übungsfelder in Sachen Ehrlichkeit - manchmal mit der späten Einsicht, dass ich zwar dachte, ehrlich zu sein, aber noch nicht intensiv genug nachgedacht hatte... ;-) Auch das soll vorkommen.
Gestern habe ich eine der schönsten ehrlichen Antworten bekommen. Sie hat mir geholfen, mit mir selbst ein Stück ehrlicher zu sein. In dieser Woche habe ich sowohl die ehrlichsten Dinge über tiefste Überzeugungen gesagt, als auch auf ungewöhnlich ehrliche Art Dinge ausgesprochen, die ausgesprochen werden mussten. Und??? Es ist gar nicht uncool - es ist gut! Es bringt in Bewegung und schön ist es auch nicht immer. - Aber es gehört in das Kapitel: wenn es ausgesprochen ist, zeigt mir der nächste Moment oft schon, dass es gut und richtig war und mich weiter bringt.
Es gibt harte Ehrlichkeiten - sie sind notwendig.
Es gibt sanfte Ehrlichkeiten - sie sind die Geschenke zwischen Menschen, die Beziehung stiften.
Ich muss nicht immer sagen was ich denke und fühle, aber wenn ich meinen Mund auf mache, sollte Ehrlichkeit (neben anderen Dingen) immer eine meiner Triebfedern sein. Und mir sind die Menschen am nächsten, denen ich absolut vertraue - weil sie ehrlich sind!

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