Kennt ihr das: was ist denn? - nichts! - was ist passiert? - nichts!
Man fragt ja nicht, weil man den Eindruck hat es sei gerade NICHTS passiert... wir sehen jemandem an, dass ihn etwas beschäftigt, gefangen hält, traurig oder auch fröhlich macht. Nichts - der Platzhalter für
"frag nicht" - "lass mich in Ruhe" - "frag doch nicht so blöd, du weißt es doch!" - "das kann ich dir nicht verraten" - "GEHEIMNIS"....
Ich war im Museum. Was das mit diesen Nichts-Antworten zu tun hat? Na ja, ich glaube, ne Menge. Da gab es zwei Kunstwerke, die haben es mir echt angetan. Ich würde da glatt nochmal hingehen, nur um diese beiden Exponate nochmal zu sehen. Beides moderne Kunst. Das erste was mir da so über den Weg "gestanden" kam ist eine Klangskulptur. Titel: Pulsierende Stille. Zwei schwarze Walzbleche hängen von der Decke auf denen außen jeweils ein Lautsprecher magnetisch befestigt ist, der eine Klangschwebung auf die Bleche überträgt. Steht man vor dieser Installation herrscht Stille. Geht man aber hindurch, begibt man sich zwischen diese großen (1,50 x 2,50 m) Bleche, hört man ein Pulsieren, einen wiederkehrenden dumpfen Ton. Es erscheint von außen als sei auch innen Stille - Nichts -. Aber es ist nicht so. Man muss sich aber bewegen, um das herauszufinden.
Als ich das "entdeckt" hatte und wirklich fasziniert von diesem Erlebnis nur ein paar Schritte weiterging, kam ein großen schwarzes Bild. Das hat mir sofort gefallen. Ich mag halt so modernen Kram. Und Schwarz ist halt nie nur schwarz... Und bei diesem Arcyl-Gemälde von Joseph Marioni erlebte ich etwas ähnliches, wie ich es wenige Momente vorher erlebt habe. Große Gemälde leben von der Entfernung. Ich ging also, das Bild nicht aus den Augen lassend, in einem großen Bogen in Richtung einer Bank, um in aller Ruhe das Bild zu betrachten... Tja, aber die eigentliche Entdeckung machte ich im gehen. Weil das Licht, die Entfernung... das "umgehen" mit diesem Bild sein Aussehen stetig veränderte. Das war nicht nur schwarz. Da war grau, da waren ganz viele Schattierungen... ich konnte viel sehen, was ich hier nicht in Worte fassen kann und mit jedem Schritt war das Bild anders.
Das war wirklich irre. Zwei unterschiedliche Erlebnisse, die sich doch so ähnlich sind!
Auch dieses schwarze Bild scheint ja erst mal NICHTS zu zeigen. Nur schwarz halt. Und wer sich nicht auf dieses Bild einlässt, weil es ja nur schwarz ist, wird seine Vielfalt, all das, was es zu zeigen hat, nicht entdecken. Genauso wie der, der an den beiden Blechen vorbei geht, weil er denkt: na toll, hängen halt zwei Bleche von der Decke, spannend.
Man muss moderne Kunst nicht mögen. Aber so wie nie Nichts ist, wenn einer Nichts sagt, stecken in vielen Dingen erst im Verborgenen der Sinn, die Wahrheit, die Ursache, der Grund, die Möglichkeit, die Perspektive....
Das Nichts oder die Stille gilt es nicht stehen zu lassen. Man muss "durch". Beide Kunstwerke haben mir den Gedanken gebracht: im scheinbaren Nichts, der Stille, der Dunkelheit, der Sprachlosigkeit ist etwas verborgen. Man muss sie betrachten, die Perspektive wechseln, hindurchschreiten, sich annähern... ohne das bleibt es still, bleibt es dunkel, kalt, befremdlich, unverständlich. Dann ist es NICHTS.
Wenn jemand sagt "Nichts" - frag ruhig vorsichtig weiter... ich werd´s tun!
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