Montag, 20. Juni 2011

Gaga-Gedanken beim Frisör: Pop-Ikone mit Tiefgang???

 Ich sitze beim Frisör unter einem futuristisch anmutenden Wärmegerät und warte darauf, dass meine neue Farbe sich unübersehbar in meine Haare verbeißt und lese. STERN. Was mir eben zufällig in die Hand gedrückt wird. Und lande bei einem Interview mit Lady Gaga... ??? Ja, die ist mir ehrlich gesagt eher etwas suspekt. Ich finde sie ZU verrückt. Aber auf der anderen Seite kann auch ich mich der Faszination, die das Gaga-Phänomen ausströmt nicht ganz entziehen. Sie ist 25 und ich frage mich manchmal – woher nimmt sie das alles? Aber es gibt solche jungen Leute...
Posche schreibt: „ … man muss das können, auch außerhalb eines bizarren Sexclubs in einem Leder-BH würdig zu wirken, mit Laufmaschen elegant und mit Latexhandschuhen fein. Stefani beherrscht alles und jeden und besonders sich selbst. Germanotta – das klingt ja auch wie eine deutsche Tugend.“
Und das Interview erzählt von einem „gagainfizierten Kapuzinermönch“ der über Stefani Germanotta (Lady Gaga) sagt, sie sei „...nicht weniger als eine `Keativitätsagentur Gottes`“. Puh, das ist schon eine mächtige Umschreibung.
Was macht diese junge Frau, was so viele in ihren Bann zieht???? Das Interview fand ich ziemlich gut. Ihr Judas – Song provoziert. Sie ist Katholikin – ist da wirklich so viel religiös motiviert, wie man denken könnte, oder ist auch das einfach nur eine supercoole Marketingstrategie ?
Um nochmal nachlesen zu können, suche ich später online nach dem Sterninterview und finde nur einen qualitativ mangelhaften Versuch irgendeines namentlich nicht genannten Posche-Kollegen, diese Persönlichkeit und die Marke GAGA einzufangen. Aber auch in dieser schwachen journalistischen Leistung klingt der vorhandene Konservatismus der Lady an. „Die immer so freizügig wirkende Sängerin kann also auch konservativ. Jugendliche etwa sollten nicht zu früh Sex haben, findet sie. «Ich denke, sie sollten so lange wie möglich warten.» Und natürlich immer verhüten. Zugleich betont sie, Sex sei nichts Falsches, sondern Inspiration für jeden. «Ich denke, es gibt keinen Song, der jemals geschrieben wurde, in dem es nicht um Sex geht.»
Ok – was ist es denn nun, die Gabe in knappen Lederklamöttchen auch elegant rüber zu kommen? Provozieren zu können mit einer Botschaft, die leider widersprüchlich rüberkommt und für mich nicht nach Kreativitätsagentur Gottes aussieht? Nicht auf den ersten Blick. Auf den zweiten? Oder den Dritten? Zumindest bringt mich die 25jährige Lady zum Nachdenken – durch ein Interview das sie mit einer gewissen Tiefe zeichnet. Und mir einfach Lust macht dieses schräge Persönchen genauer anzuschauen ;-) Ja, vielleicht ist das erst mal die Botschaft für mich: genauer hinschauen.. einmal, zweimal, dreimal? Posche zitiert im Printinterview auch Gaga´s hang zu Judas: sie hat beschlossen ihn zu lieben, weil man verzeihen sollte. Und in ihrem Song bleibt mir dieser Satz im Ohr:
I've learned love is like a brick you can
Build a house or sink a dead body
Der Videoclip spricht seine ganz eigene Sprache... ja, Kirche hat ihr Urteil gefällt und die Andeutungen und Anspielungen sind vielseitig und vielleicht auch streitbar. Aber nicht alles, was da rüberkommt von der schrägen Popikone, die sich selbst als Revolutionärin betrachtet, ist falsch. Aber diskussionswürdig! Im positiven Sinne – vielleicht erreicht sie ja doch ihr Ziel? ;-)

das Interview steht übrigens in der Sternausgabe 25/2011 und ist von Ulrike Posche

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