Sonntag, 10. April 2011

Tage ohne Punkt und Komma?!

Kennt ihr das? Da läuft ein Tag so dermaßen rasant, dass man das Gefühl hat, er ist wie eine Geschichte, die keine Satzzeichen kennt. Man kann nicht erkennen, wo etwas aufhört, oder was Neues beginnt. Sinn geht verloren oder wird völlig verfälscht. Ohne packen zu können, was wirklich alles IST oder eventuell sogar sein könnte, raßt die Zeit dahin und du bekommst nichts mehr mit.
Auch nicht mehr, wie es dir geht. Freude ist von kurzer Dauer, der Witz von eben ist schnell vergessen, der Mensch, dem du heute morgen begegnet ist, hat am Abend kein Gesicht mehr. Die dunklen Gedanken bleiben im Dunkel, blitzen auf, wenn die Zeit sich für einen Moment ihr normales Tempo stiehlt. Dann denkst du an... ja was? Die nächste Klausur? Das Projekt, das im Büro wartet? Den Termin der unangenehm wird? Die vielen unerledigten Dinge? Das Gefühl, dass so beschissen ist? Die Freundin mit der du endlich was klären müsstest? Die Dinge, die dir wichtig sind, denen du aber keinen Raum gibst? Den Menschen den du vermisst? ... Du kennst sie selbst, deine Dinge im Dunkeln. Deine Gräber...Heute Abend habe ich jemandem zugehört, der lange aber gut davon erzählt hat, wie man lebendig wird und bleibt. Ja - klingt schon wieder irgendwie komisch. War in der Predigt zum Text von Ezechiel, mit dem ich euch zwei Blogeinträge lang und einen Sonntagsimpuls über "gequält" habe ;-)
Dominik Meiering ist der festen Überzeugung, dass nur der Geist Gottes uns lebendig machen kann.
Er durchweht unser Leben, er ist es der unsere toten Knochen wieder leben lässt.
Noch zwei Wochen bis Ostern. Ich dachte heute: ach je, soviel Fastenzeit ist schon vorbei??? Ja, in Tagen ohne Punkt und Komma hat auch der Geist Gottes es schwer so zu wehen, dass ich nicht immer schon weg bin, bis er ankommt. Heute Abend habe ich mal einen Punkt gemacht. Und mir Zeit genommen, etwas für mich zu tun, etwas was gut tut, was mal Zeit lässt zum Nachdenken. Und ich dachte: Gott sei Dank, habe ich sie noch, die Kommata und die Punkte. Oft sind es zu wenige, und die Sätze, die meine Tage schreiben sind schwer zu lesen. D. Meiering hat heute auch gesagt, dass Gottes Geist unser Leben horizontal und vertikal "durchweht", im direkten Kontakt zu Gott und im Kontakt mit den Menschen um uns. Da dachte ich: Gott sei Dank, die Horizontale ist noch in Ordnung :-)
Da sind Menschen wie Punkte, da sind Ausrufungszeichen und klar, auch das ein oder andere Fragezeichen... aber sie durchbrechen meine Tage ohne Punkt und Komma. Die Menschen, denen ich begegne. Und die andocken. Oder an denen ich andocke. Weil sie etwas hinterlassen... Gedanken, Gefühle, Themen. Warum denke ich darüber nach, wie Soldaten sich fühlen und woher politisches Bewußtsein kommt? Weil mich jemand drauf gebracht hat. Weil es Begegnung gibt und Austausch. Warum habe ich dieses gute Gefühl, wenn ich heute an Musik denke? Weil Gemeinschaft froh macht und mich Teil von etwas sein lässt. Warum kann ich traurig sein, wenn ich an bestimmte Menschen denke? Weil ich noch wahrnehme, wer mir wichtig ist.
Tage ohne Punkt und Komma lassen mich manchmal das alles vergessen. Den Rest der Fastenzeit will ich mehr Punkte setzten und hier und da ein Komma. Und mal ein Ausrufungszeichen. Und die Fragezeichen nicht übersehen - damit mein Leben nicht zur "Ebene mit toten, trockenen Gebeinen" wird.
Und du? Wieviele Punkte setzt du? Passt es?
Schöne vorletzte Fastenwoche wünsch ich... Mach mal nen Punkt! ;-))

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