Heute hatte ich einen dienstlichen Termin... Arbeit die Spaß gemacht hat: ich war beim Abschluss des 10ten Kölner HipHop - Festivals. Ja, ok, ist nicht jedermanns Sache. Aber es ging mir da eigentlich nicht so sehr um die Musik, sondern um das, was dahinter steht.
Und mal ganz ehrlich: die meisten Sachen aus diesem Musikgenre mag ich nicht besonders. Ich mag die "massentauglichen" Rapper - ja, das muss ich zugeben ;-) ich mag die Musik, die HipHop - Elemente verarbeitet. Aber ich habe heute Abend zum zweiten mal an mir selber etwas beobachten können: die Faszination, wenn junge Leute auf der Bühne stehen und der Rap ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Geschichten zu erzählen. Das Kölner HipHop Netzwerk hat zum 10ten Mal dieses Festival veranstaltet. Drei Monate lang haben Jugendliche aus verschiedenen Jugendeinrichtung, OT´s etc. in verschiedenen Workshops rund um die HipHop-Kultur, die nicht nur den Gesang beinhaltet, sich mit dem Thema Toleranz und Integration beschäftigt und getanzt, gesungen, gesprayt... Und heute wurde Vieles davon in einer Jam vorgestellt.
Die Arbeit, die in den Jugendzentren geleistet wird ist unbezahlbar... und man kann nur froh sein, dass die Kampagne "Keine Kürzungen für Kurze" verhältnismäßig erfolgreich gearbeitet hat... auch wenn viele OT´s kämpfen müssen und die Einschränkungen beachtlich sind.
Heute Abend hat eine Gruppe einen Song präsentiert, den sie noch besonders angekündigt haben mit den Worten: "ihr dürft das nicht falsch verstehen - also richtig hinhören..."
Ich kann den Text nicht mehr ganz richtig wiedergeben - einige Textzeilen habe ich mir aufgeschrieben:
Warum habt ihr mich nicht abgetrieben?... Warum bin ich hier?... Warum ist euch egal was aus mir wird?... Die Jungs aus der OT EscherClub erzählen in ihrem Lied davon, wie es ist, wenn man weiß, dass man "nur" ein ungewolltes Ergebniss eines kurzen Vergnügens ist, wovon klar ist, dass es eigentlich noch nicht mal ein Vergnügen war. Dass schon das Wesen das 9 Monate wächst mitbekommt, wenn Streit und Auseinandersetzung und Schläge die Tagesordnung sind. Und sie erzählen davon, wie Heranwachsende sich fragen: Scheiße - was ist das für ein Leben, keiner interessiert sich für mich, nirgendwo ist wirklich Platz, keiner will mich wirklich oder interessiert sich für mich... wie komme ich hier raus?
Viele Jugendliche erzählen ihre Geschichten, einen Teil ihres Lebens, das was sie bewegt und was für sie wichtig ist in ihren Songs... und davor hab ich echt Respekt. Und ich glaube, da arbeiten tolle Leute mit diesen Mädels und Jungs, damit die den Mut und das Selbstvertrauen aufbringen, diese Texte zu schreiben und in Lieder zu packen und dann auch noch auf einer Bühne zu präsentieren. Und sie feiern ALLE ihre Einrichtungen ab. Sei es das Lucky Haus, die OT Werkstattstrasse, das Take Five.... denn dort ist ein Stück Heimat. Da ist zu Hause. Denn, so abgedroschen das auch ist: Zu Hause ist da, wo ich angenommen bin. Toleranz und Integration - große Schlagworte - ein rießen Programm, an dem seit 10 Jahren erfolgreich gearbeitet wird. Leute, ich zieh den Hut vor euch! Ihr macht so großartige Arbeit....
Da denke ich immer wieder: man, ich kann echt noch toleranter werden ;-) Kann noch weniger oft meine Nase rümpfen, gelassener Leute "anders" sein lassen, mich weniger aufregen, wenn was nicht so ist, wie ich es gerne hätte - weil es anders ja auch gut ist, blos halt anders ;-) Dieses ANDERS - das ich ja selber für andere vielleicht auch bin... akzeptieren, sich damit auseinander setzen, nicht totdiskutieren oder totschweigen wollen... sondern als etwas stehen lassen, was diese Welt, die Städte in denen wir leben, die Stadtviertel .... unsere Straßen und selbst unsere Freundeskreise (ach ja: auch unsere Kirchen) bunt und interessant werden lässt!
Na, mal ehrlich: was macht dich anders? EHRLICH ;-)
Und das fällt mir dazu ein:
bitte hör nicht auf zu träumen von einer besseren Welt, fangen wir an aufzuräumen, bau sie auf,
wie sie dir gefällt
http://www.youtube.com/watch?v=N5UxzcMvkGA
Liebe Grüße
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