Dienstag, 15. Februar 2011

Buchstaben - Bücher - Beziehungen: Germains Geschichte

Germain ist eher ein ungehobelter Typ - Protagonist in "Labyrinth der Wörter", einem französischen Film. Zugegeben, französische Filme reizen mich eher weniger, aber dieser hatte es mir irgendwie angetan. Das Kinoplakat: eine nette alte Dame liest einem einfachen Mann vor. Vielleicht hat mich das Bild und die Vorschau ja hineingezogen in ein ähnlichess Labyrinth, wie Germain hineingezogen wird ins Labyrinth der Wörter, in das ihn Margueritte behutsam hineinführt. Wörter - die ihm fremd sind, ihm Mühe bereiten, ihm etwas abverlangen, ihn aber fesseln und nicht loslassen. Ihn anziehen, so wie Margueritte (mit zwei t - das hat mir ein Lächeln entlockt ;-), die "zerbrechliche" alte Dame, von Germain sagt: "...sie ist so knittrig wie Klatschmohn".
Ja, es geht um Bücher, ihre Faszination, die Geschichten, die sich dem Leser vorm inneren Auge offenbaren und ihm Erfahrungen und Erlebnisse bereiten können, als seien es die eigenen. Die Welt in die man abtauchen kann, die jenseits von Standesdünkeln und Bildung steckt. Margueritte liest Germain vor. Weil es ihm selbst so viel Mühe kostet. Weil das Leben ihn soviel Mühe gekostet hat, dass Wissen, dass Worte, dass das, was man Bildung nennt, nicht bei ihm ankam. Und doch hat er die Fähigkeit des unausgesprochenen Erkennens in sich. Ist durstig. Das und die Art, wie er die Welt hinter den Buchstaben kennenlernt und entdeckt, wie er neben dem Sinn, der aneinander gereihten Wörter das "Zwischen den Menschen" entschlüsselt, macht das Bezaubernde der Geschichte aus.
Es geht auch um Germains Beziehungen. Die er lebt - aber mit angezogener Handbremse. Nicht bis zum Ende, nicht mit dem Zutrauen, dass er dessen wert ist...
Manchmal braucht es jemanden, der uns über einen Umweg hilft, zu erkennen, was wir können, was in uns steckt, was wir verdienen und was wir vom Leben annehmen können.
Am Ende des Filmes heißt es: "In Liebesgeschichten gibt es nicht immer nur Liebe. Manchmal gibt es nicht mal ein ´Ich liebe dich´ und doch liebt man sich." Germain muss viele Sätze zweimal hören, damit er versteht. Man muss über manche Dinge zweimal, dreimal nachdenken. Man braucht oft mehrere Anläufe. Man muss vielleicht Schritte mehrfach versuchen... damit man versteht, erkennt, aufbricht...

IN LIEBESGESCHICHTEN GIBT ES NICHT IMMER NUR LIEBE. MANCHMAL GIBT ES NICHT MAL EIN ´ICH LIEBE DICH´ UND DOCH LIEBT MAN SICH.

Liebe Grüße - P.S.: wenn ich mal 95 bin will ich auch knittrig wie Klatschmohn sein : )

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