Mittwoch, 26. Januar 2011

Abgründe und das Schwarze unserer Seele - Black Swan

Ich hatte Skrupel mir diesen Film anzuschauen, aber der Trailer hatte viel Faszinierendes. Dann der Golden Globe für Natalie Portman und nachdem ich mich beim letzten Film gegen die Kritik entschieden habe, dachte ich jetzt: ach komm, den muss man wohl gesehen haben.
Wenn ich aber ehrlich bin, wollte ich ihn sehen, weil die Art wie die Vermischung von Realität und inneren Bildern - Wahn und Wirklichkeit- angedeutet wird,  mich fasziniert hat. Die Metamorphose vom weißen zum schwarzen Schwan.
Und ich muss gestehen, was Darren Aronofsky da geschaffen hat ist unglaublich. Selten haben wir auf dem Rückweg so intensiv über einen Film gesprochen wie heute. Der Film packt vom ersten Moment hat und er setzt als Psychothriller nicht auf die Schreckmomente, in denen man zusammenfährt und das Herz für eine ganze Weile nicht wieder in normalen Tritt kommt. Dieser Film baut eine Spannung auf die genauso untrennbar immer gegenwärtig ist, wie die faszinierende Verwandlung Ninas. Nina, eine der besten aus dem Ensemble, angetrieben von einer von Bitterkeit und Ehrgeiz zerfressenen Mutter, einzig auf das Tanzen fixiert, erhält die Rolle der Odette, des weißen Schwanes, der Unschuld verkörpert und gleichzeitig die zweite Hauptrolle, Olile, das laszive Spiegelbild, der Zwilling, der dunkle Teil ihrer Seele.
Der Film erzählt in Bildern, die Realität und Traum, Wahn und Wirklichkeit ständig ineinander zerfließen lassen, von Ninas Kampf, ihrer Besessenheit und ihrem inneren Zerbrechen. Neben dem wirklich gelungenen, beklemmenden Blick in die Welt des Ballets, läßt der Film einen Blick in die Seele zu, wenn sich dort Gut und Böse, Wille und Ohnmacht, das Selbst und die Erwartungen einen Kampf liefern.
Welche Kämpfe sich dort abspielen sieht der Kinobesucher mit eigenen Augen und dem eigenen Innenleben. Ninas Metamorphose gelingt mit selbstzerstörerischer Obzession. Für mich ist dieser Film ein Spiegel für alle Kämpfe die wir in uns austragen. Für jede Auseinandersetzung mit unseren Ansprüchen an uns selbst. Für das Ringen mit dem Willen nach Veränderung und Entwicklung. Für die Faszination all dessen, was wir wünschen aber uns nicht zugestehen, zutrauen, nicht versuchen. Er ist auch ein Spiegel für jede Form von selbstzerstörerischer Kraft, die jeder in sich trägt. Im sich selbst  etwas untersagen, im sich selbst zuviel abverlangen, im sich selbst der Unfreiheit hingeben und im gefangen sein in Systemen, die man versucht zu durchbrechen, im letzten aber nur mit einem Paukenschlag, einer unendlichen Anstrengung, einem "Wandel" entkommt.
Ganz großes Kino - eine sagehafte Natalie Portman, der ich die hoffentlich erfolgende Oskar-Nominierung wünsche und dann den absolut verdiensten Preis...

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