Samstag, 15. März 2014

Im August in Osage County - gnadenlos gut. Gnadenlos ehrlich.

Komödie steht unter dem neuesten Film mit Julia Roberts und Meryl Streep. Beide sind für mich Garanten für einen guten, unterhaltsamen, lohnenden Kinoabend.
Zum ersten Mal in Kombination auf der Leinwand, verstärkt durch weitere starke weibliche Charaktere und einen Plot der einem das Lachen im Halse stecken lässt, wird der Abend mehr als beeindruckend. Unter der Regie von John Wells (Company Men) kommt ein pulitzerpreisgekröntes Bühnenstück auf die Kinoleinwand, dessen Humor so schwarz ist, dass beim Zuschauer die Bitterkeit des Lebens spürbar wird.
Bev gibt auf. Beverly Weston, Schriftsteller, Alkoholiker, gebrochen, bitter und so am Ende, dass er das Leben, das keines mehr scheint, aufgibt. Vielleicht kann er auch nicht mehr mit ansehen, wie Violet (Meryl Streep) im gleichen Sumpf untergeht wie er, Tablettenabhängig, krank, bösärtig. Das alles spielt in einem amerikanischen Landstrich, der wie gemacht scheint für Selbstaufgabe, Melancholie und die tiefsten Abgründe des Menschen. Die Plains. Na, ganz so schlimm kann es nicht sein, würde sich ja sonst eine Schneiße vorprogrammierten Unglücks durch Amerika ziehen... Aber für Barbara eine der drei Töchter der Westons scheint es nicht nur der Arsch der Welt sondern die Verkörperung ihrer schlimmsten Höllenvorstellung zu sein.
 http://sleeplessthought.files.wordpress.com/2014/01/439353-august-osage-county-august-osage-county-wallpaper.jpg Nun denn - auf in die Geschichte. Sie ist klar. Sie ist strukturiert. Sie ist beeindruckend. Nun will man gar nicht die kleinen und großen Nebenschauplätze verraten. Wie in einem Kammerspiel auf einer abgefuckten amerikanischen Ranch im Nirgendwo, kommen Verletzungen, Irrungen und Wirrungen, falscher Schein und jedes Mäntelchen, dass man über die Kümmernisse des Lebens legen kann ans Tageslicht. Und manchmal drückt einen die Handlung, wie die Hitze die Protagonisten drückt.
Ja, das ist manchmal auch komisch. Aber mir blieb das Lachen doch eher im Halse stecken. Gerührt war ich manchmal. Betroffen hin und wieder. Nicht schockiert, dafür ist mir das ein oder andere Thema zu vertraut. Beeindruckt war ich - von Julia Roberts. Von der der Kinobesucher zwei Sitze weiter zu seiner Begleiterin sagte "die ist aber alt geworden". Ne, ungeschminkt, mutig, Mitte 40 und gerade mal nicht in einer Rolle als hübsche selbstbewußte Frau, die jeden haben kann... Von Meryl Streep, die schon oft gezeigt hat, dass man in Hollywood altern darf, dass es tolle Rollen gibt, und dass man glänzen kann selbst wenn man ein Wrack spielt. Ich habe gelesen, sie habe mit ihrem Spiel hier und da übertrieben, überzogen. Nein, hat sie nicht. So sind drogenabhängige Menschen nun ein mal. Da lässt sich weder etwas schön reden, noch schön spielen.
Mein Gedanke beim verlassen des Kinos: Generationen von Eltern, die in ihren Geschlechterrollen, Familienzwängen, Schicksalen und Erstarrungen verbittern, glauben doch immer wieder, dass sie alles für ihre Kinder tun und verleugnen das Leid, dass entsteht. Die Verkrümmungen der nächsten Generation. Die Altlasten. Die schiefen Vorbilder. Die gelernten Unaufrichtigkeiten.
"Im August in Osage County" ist ein toller Film. Nein - keine Sorge, der lässt einen nicht völlig erstarrt aus dem Kino gehen. Der macht auch Laune! Der lässt sich gut anschauen! Der verdirbt einem nicht den Abend! Der ist schön! Aber er hat ein Thema auf sehr eindrucksvolle Weise auf die Leinwand gebracht, das viel öfter Realität ist, als wir wahrhaben wollen. Weil der Schein so oft gewahrt bleibt. Weil man sich eher verbiegt und innerlich verkümmert, als unangenehme Wahrheiten zu benennen. Violet bezeichnet sich bei diesem unglaublichen Familienessen am Beerdigungstag als wahrheitsliebend. Die Wahrheiten ihres Lebens haben sie böse gemacht, gehässig, unfähig anhaltend freundlich zu sein, zu lieben und Schwäche zu zeigen.
Er lohnt sich der Film. Sehr. Ich habe übrigens anschließend lange mit meiner Mama telefoniert. Denn auch Kinder sollten sich nicht auf all ihren Argumenten ausruhen... und seien sie noch so gut ;-)
Daumen hoch für "Im August in Osage County" und mein Tipp für Kinoliebhaber.
Und wer noch mehr drüber lesen will, kann das in bewährter Qualität bei Kino.de, dort gibt es auch den Trailer
http://www.kino.de/kinofilm/im-august-in-osage-county/142643

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen